Dalmatinermischling
Ich denke mir mal so, daß jetzt wieder eines meiner ‚richtigen‘ Werke dran ist, und ich habe überlegt, welches ich aussuchen soll. Vor einigen Jahren wurde ich beauftragt, zwei Zeichnungen zu erstellen, eine Ganzkörperzeichnung und eine Kopfstudie. Das Subjekt war ein Dalmatinermischling und der Besitzer hatte mich gebeten, eines der Portraits in Holzkohle zu arbeiten, – ein furchterregender Gedanke! Nicht, daß ich Holzkohle nicht mag, im Gegenteil, ich arbeite sehr gerne damit. Aber es ist so ganz und gar nicht mein Ding, wo ich doch normalerweise meine Werke haargenau plane und sie dann inklusive aller kleinsten Details zeichne, um ein lebensnahes Bleistiftportrait herzustellen. Außerdem hatte ich Holzkohle schon sehr sehr lange nicht mehr benutzt und mir ist es immer unangenehm, wenn ich etwas gegen Entgelt herstelle, was ich vorher nicht ausprobiert habe. Dann kommt noch der Druck durch den Auslieferungstermin dazu und schon habe ich viele Möglichkeiten, eine Zeichnung unter Niveau zu produzieren und dadurch vor dem Kunden ziemlich blöd auszusehen.
Ich habe mit der Ganzkörperzeichnung angefangen, dafür habe ich meine normalen Feinminenstifte genommen. Es ist wohl nicht meine allerbeste Arbeit, vielleicht liegt das am Hintergrund, ich weiß es nicht genau, ich hätte wahrscheinlich anders entscheiden können, was ich darstelle und was nicht. Manchmal ist es schwierig, basierend auf Referenzfotos and den Wünschen des Kunden, die richtige Wahl zu treffen. Ich habe es trotzdem hier hochgeladen, da es Bestandteil derselben Bestellung war.
Klar habe ich am Ende nur noch schwarze Punkte gesehen und Alpträume von Cruella de Vil gehabt … Alle Einzelheiten sind drin, so wie es meine Kunden von mir erwarten, und die Ähnlichkeit mit dem Original ist wie immer außerordentlich, der Auftraggeber hat sich gefreut.
Wie man sich nun schon denken kann, hatte ich beschlossen, die Kopfstudie in Holzkohle zu arbeiten. Ich dachte mir, sie ist für dieses Medium besser geeignet als die Ganzkörperzeichnung. Nach einigen Vorübungen wurde das Ganze zu einem äußerst angenehmen Zeitvertreib. Die Vorab-Zeichnungen haben mich sozusagen eingestimmt, und halfen mir, das Portrait richtig auf dem Papier zu positionieren. Am Schluß habe ich mich ganz einfach hingesetzt und frei nach Nase gezeichnet. Niemals würde ich so meine Bleistifzeichnungen arbeiten, das würde mit einem Desaster enden.
Dem Kunden gefiel, was ich produziert hatte, und mir auch – ich hoffe, der Leserin/dem Leser ebenso. Es ist noch immer eine meiner Lieblingszeichnungen. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, daß ich die Ängste und Sorgen wiederholen möchte, und ich glaube, ich hatte Glück, daß das Subjekt und das Foto sich so gut für die Wiedergabe in Holzkohle eigneten. Alles in allem war es eine sehr erhebende Erfahrung für mich, da ich mir selber beweisen konnte, daß ich in der Lage bin, auch in anderen Medien zu arbeiten, die eine lockerere Führung verlangen und weniger Kontrolle erlauben als die Feinminenbleistifte, an die ich normalerweise gewöhnt bin 🙂